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Kategorie: News
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Veröffentlicht: Samstag, 06. November 2021 09:08
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Geschrieben von Andreas Kleiner
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Die Geschichte vom „kleinen Niels“ und dem neuen 2m-Deisterrelais DB0WD
Erzählt wird heute die Geschichte von einem geplagten Relaisbetreiber, der viel Zeit, Engagement und auch Geld einsetzt, um eine Relaisstelle für die Allgemeinheit zu betreiben und dessen Freude daran durch die heutzutage wohl üblichen Störenfriede stark getrübt wurde.
Doch anstatt in das verbreitete „müsste, sollte, könnte“ zu verfallen wurde in diesem Fall einfach mal gemacht! Als Anregung für ähnliche Fälle sollen die Ereignisse rund um DB0WD hiermit einfach einer breiten Öffentlichkeit bekannt gegeben werden…
Zur Vorgeschichte
Vor gar nicht allzu langer Zeit begab es sich also, dass der Betreiber einer der ältesten 2m-FM-Relaisstellen in DL dieses mühsamen Geschäftes müde wurde und einen würdigen Nachfolger suchte, um sein Werk weiterhin zur Freude der Hobbykameraden zu erhalten. Da man sich am Relaisstandort, auf einer Anlage der Deutschen Flugsicherung mit wachsenden Problemen konfrontiert sah, sollte dieser Betreiberwechsel auch gleich mit einem Standortwechsel einhergehen.
Mit Kevin, DL5OP, war schnell ein Interessent gefunden. Die gute Zusammenarbeit mit den Funkamateuren in der Region Hannover und den lokalen Ortsverbänden hat ihm auch gleich einen sehr gut geeigneten neuen Standort in unmittelbarer Nähe zum Bisherigen und das notwendige Startkapital eingebracht – s. db0wd.de.
Nachdem Rufzeichen und Frequenzen durch die Bundesnetzagentur übertragen waren, wurde der Umzug geplant und mit neuer Technik realisiert. Nach einigen Monaten Wartezeit, in denen noch aufkommende Verwaltungsfragen zum neuen Standort geklärt werden mussten, konnte DB0WD am 09.02.2021 endlich wieder auf Sendung gehen.
Wie es weiter ging
Nach dieser erfreulichen Vorgeschichte begannen dann allerdings recht schnell die weniger erfreulichen Ereignisse ihren Lauf zu nehmen. Das Relais entwickelte sich schnell zu einem Honigtopf, der viele unangenehme Zeitgenossen anzog. Von Funkbetrieb durch offensichtlich rufzeichenlose Personen, über Musikeinspielungen, Beleidigungen, Trägerdrücken und weitere kaum vorstellbare Aktionen, war täglich alles dabei. Aber wenigstens waren dadurch fast alle anderen Relais um Hannover von solchen Ereignissen auf einen Schlag befreit.
Da so ein Zustand natürlich auf Dauer nicht haltbar ist, hat sich recht schnell eine Gruppe rund um den Betreiber zusammengefunden, die sich mögliche Abhilfemaßnahmen überlegt hat. Dabei kam uns zu Gute, dass aus einer vorherigen Aktion noch eine Messengergruppe bestand, in der sich ca. 25 Funkamateure rund um Hannover zum Thema ausgetauscht hatten. Dieses Team wurde nun auf den nervigsten Störenfried für einen Test angesetzt. Unser Favorit erhielt in Anlehnung an eine bekannte Radiofigur schnell intern den Spitznamen „Der kleine Niels“, da er immer mit einer kindlich verstellten Stimme den Funkverkehr störte. Seine Aussendungen kamen nahezu täglich von früh morgens bis in die späten Abendstunden und selbst dann, wenn auf dem Relais gar keine Aktivität herrschte. Die Provokationsabsicht war sehr klar zu erkennen und so nahmen wir die Herausforderung an.
Kleiner Niels – wir kriegen dich
Es begann mit einer verdeckten Erhebung in der Gruppe, wer ihn wo und wie stark auf der Relaiseingabe hören konnte. Das ernüchternde Ergebnis war, dass er selbst mit größeren Antennenanlagen im Umfeld um Hannover nicht zu empfangen war! Daher wurde im nächsten Anlauf der Umkreis erweitert und wir haben mit verfügbaren WebSDRs die Eingabe überwacht. Ein besonderer Dank an die Betreibergruppe um DM0MAX, die uns innerhalb eines Tages einen zusätzlichen 2m-WebSDR erstellt hat, um auch mit einer Vertikalantenne hören zu können! Dies brachte einen ersten gewünschten Erfolg. „Niels“ war auf einigen Empfängern zu hören und seine Sendungen kamen scheinbar aus dem Westen/Südwesten – mit recht schwachen Signalen.
Der Schlachtplan wurde angepasst und ein Erkundungsteam aus H35 begab sich auf den Köterberg ins Weserbergland und einen weiteren Standort zur ersten Richtungspeilung. Das Ergebnis ließ uns alle staunen – demnach kam das Signal aus der Gegend um DB0SN auf dem Gaußturm bei Dransfeld im südlichen Niedersachsen. Flugs wurde der Sysop von DB0SN, Birko, DL8BB, kontaktiert und ihm dieser Verdacht mitgeteilt. Da Birko direkt an der Nordflanke des Relaishügels wohnt, hat er mit seinen Antennen gelauscht aber kein deutliches Signal feststellen können. Bereits am nächsten Tag begann er daher mit der Einrichtung eines 2m-WebSDR am Standort von DB0SN und begab sich dann auch mehrfach mit einem geliehenen Handpeiler auf den Gaußturm. Beides lieferte im Ergebnis brachiale Signale des Störers auf der Eingabe von DB0WD – wir waren auf der richtigen Spur!
Niels wir kommen!
Zur weiteren Eingrenzung waren nun ein paar Kilometer Fahrtstrecke nötig. Am Himmelfahrtstag machten sich Sabine, DO1BSD, und Andreas, DG4OAE, auf den Weg nach Göttingen und bezogen Posten am Bovender Fernmeldeturm, nördlich von Göttingen. Bereits auf den letzten Metern zum Peilstandort auf diesem Hochplateau, war unser Schreihals laut und deutlich zu hören. Schnell wurde der „Mast“ mit der improvisierten Peilantenne ins Schiebedach gestellt und die Jagd konnte beginnen. Dazu wurden zuerst die drei umliegenden 2m-Relais benutzt, um eine eventuelle Missweisung der Antenne zu ermitteln. Nach dieser Prüfung war nun Geduld gefragt. Ein paar TELEGRAM-Nachrichten nach Hannover erzeugten auf DB0WD ein wenig Funkverkehr, der unseren kleinen Liebling aktivierte. Und tatsächlich kamen so innerhalb der nächsten paar Stunden einige wenige 1-2 Sekunden lange Durchgänge, die aber ausreichten, um mit dem FT-736R und seinem Abschwächer auf dem analogen S-Meter eine sehr genaue Richtung zu ermitteln. Zeitgleich war Birko mit dem Handpeiler wieder auf dem Gaußturm und hatte auch dort Erfolg.
In der Zwischenzeit hatte unser Erkundungsteam vom Köterberg herausgefunden, dass die Peilantenne aufgrund der Montage einen erheblichen Schielfaktor hatte. Mit der Korrektur der Daten und den Erkenntnissen vom Gaußturm und aus Bovenden, zeigte sich nun eine recht klare Lage auf der Landkarte. Die Sendeanlage stand südöstlich von Hann. Münden und damit etwa 100km vom Relaisstandort entfernt! Den ersten Tabellenplatz der Möglichkeiten nahm ein Gebiet südlich der A7 bei Hann. Münden ein. Rund um das dort gelegene Steinberghaus, in bis zu rund 500m Höhe, hat sich unser Erkundungsteam daher gleich am nächsten Tag in dem weitläufigen Naturgebiet umgesehen. Dort waren zwar starke Signale aufnehmbar – aber für den Nahbereichspeiler reichte es noch nicht. Wir wussten nun jedoch, wir sind schon sehr nah dran…
Das große Finale
Für den Pfingstsamstag wurde zum großen Finale aufgerufen. Vier Teams à 2 Personen haben sich an der A7 bei Hann. Münden/Hedemünden verabredet. Birko mit Frank, DL5AAR, Sabrina, DO7XK mit Kevin, Sabine mit Andreas und unser einziges fuchsjagderfahrenes 2er-Team aus H35 fanden sich dort bei ungemütlichem Wetter zusammen, um sich dann gleich wieder strategisch um den Höhenzug zu verteilen. Kaum am Treffpunkt angekommen, ging das Theater auch gleich wie bestellt los. Die Informationen aus den Peilteams haben uns sehr schnell auf einen kleinen Ort aufmerksam gemacht. Nun hieß es vorsichtig mit kleinen Schritten weitere Annährung zu betreiben. Birko und Frank machten sich mit dem Handpeiler auf an den Ortsrand. Kaum war das Fahrzeug abgeparkt, stand auch schon ein Förster hinter ihnen mit der Frage, was sie da zu suchen haben. Mit dem Handpeiler in der Hand wurde die Legende geboren, dass sie eine besenderte Fledermaus suchen und schon war der Argwohn ausgeräumt. Man muss dazu wissen, dass fremde Fahrzeuge, nach einer vergangenen Einbruchserie in diesem kleinen Ort, seither unter besonderer Beobachtung stehen. Im weiteren Verlauf der Erkundung war nun auch schnell die gut sichtbare Antenne gefunden. Zur Bestätigung wurde das zweite Team mit dem Nahbereichspeiler angefordert. Auch dieses wurde natürlich im Ort sofort bemerkt und angesprochen – konnte sich aber mit den mitgeführten archäologischen Broschüren zum Thema naheliegendes Römerlager gekonnt aus der Verdachtslage herausreden und seine verdeckte Ermittlung im Nahbereich erfolgreich beenden.
Wie geht es weiter?
Die Jagd war somit mit einem gemeinsamen Essen im Freien zügig beendet worden und wir wussten nun, wer die Signale produziert. Aber was nun damit anfangen? Die Antenne vom Dach reißen? Einfach mal klingeln und ein intensives, klärendes Gespräch führen? Wir haben uns gegen diese direkte Konfrontation entschieden und stattdessen die Profis von der Bundesnetzagentur hinzugezogen. Schließlich – so dachten wir – ist es deren Job und Aufgabe, solche Dinge abzustellen.
Die erste Einschätzung vom zuständigen Prüf- und Messdienst der Außenstelle Hannover war jedoch nicht so vielversprechend. Es war damit fraglich, ob in den Amateurfunkdienst für solche rein internen Dinge überhaupt Aufwand gesteckt wird. Es wurde zugesichert, das im Haus zu klären und so geschah es dann auch. Überraschenderweise war die Antwort doch sehr positiv – man wollte sich den Fall mal anschauen. Aus dem zuständigen Dienstleistungszentrum der BNetzA kam das Go und so haben wir dem PMD einen Audiomitschnitt und die Zugangsdaten für den WebSDR auf dem Gaußturm zur Verfügung gestellt. Zusammen mit unserem Ergebnis der Voraufklärung hat sich die BNetzA dann unter Einsatz eigener Peiler und mobiler Technik ein eigenes Bild von den Verhältnissen gemacht und uns in den folgenden Wochen über den Fortschritt der Ereignisse informiert.
So ging der verregnete Sommer über das Land und es wurde Juli. Wir warteten immer noch auf die Abschlussmeldung der BNetzA, als von einem auf den anderen Tag eine himmlische Ruhe auf dem Relais einkehrte. Die entsprechende Nachfrage ergab die Bestätigung, dass der Sendetastendrücker wohl inzwischen unerfreuliche Post von der „Post“ erhalten haben dürfte.
So endet unsere Geschichte vom „kleinen Niels“ und dem Relais DB0WD auf dem Deister bei Hannover und die Funkamateure in der Region funkten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage…
Aber was lernen wir daraus?
Das ständige Lamentieren über die mannigfaltigen Störungen und negativen Ereignisse auf den FM-Relais bringt keinerlei Besserung. Wenn es nicht funktioniert, diese „Senderbetreiber“ komplett zu ignorieren und sie total auszugrenzen, dann geht der Zirkus immer weiter und schaukelt sich eventuell sogar noch auf. Wer das als Relaisbetreiber als „Lohn“ für seinen freiwilligen Einsatz von Zeit und Geld für die Allgemeinheit nicht akzeptieren will, der muss einfach etwas unternehmen! Zusammen mit der Unterstützung der Relaisnutzer ist es möglich, geordnete Verhältnisse auf dem Relais herzustellen und es dem bestimmungsgemäßen Gebrauch wieder zuzuführen. Notfalls – wie in unserem konkreten Fall – eben auch mit der Unterstützung der Bundesnetzagentur. So eine Aktion stärkt jedenfalls die Gemeinschaft und macht nebenbei auch noch richtig Spaß – also auf zur Jagd und Attacke! Wir werden uns nach diesem Beispiel jedenfalls bei Bedarf auch weiterer Kandidaten annehmen - wir finden sie und stellen die Störung ab. Versprochen!
Besonderer Dank geht an den Prüf- und Messdienst der Außenstelle Hannover, Birko mit seinem Team, die Betreiber um DM0MAX sowie alle Mitwirkenden und speziell auch die vielen auf eigenen Wunsch nicht namentlich genannten im Hintergrund der Aktion. Ohne diese starke Gemeinschaft wäre dieser Erfolg nicht so zustande gekommen.
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Kategorie: News
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Veröffentlicht: Samstag, 06. November 2021 09:06
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Geschrieben von Andreas Kleiner
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Am Samstag, 30.10.2021 fand in Langenhagen bei Hannover eine BOS-Stabsrahmenübung mit dem Schwerpunkt Kommunikation statt. Coronabedingt konnte die Veranstaltung unter 2G-Bedingungen erst im dritten Anlauf durchgeführt werden.
Die DLRG hat dafür einen Stab in der Wasserrettungsstation am Silbersee gebildet und die virtuelle Evakuierung von Seniorenwohnanlagen beübt. Beteiligt waren drei ELW vom ASB Hannover-Stadt, der JUH Hannover-Stadt und der DLRG, welche die Kommunikation mit den zwei abgesetzten Betreuungsstellen und den eingesetzten virtuellen MTW übernommen haben.Die Stadt Langenhagen war mit einem Vertreter des Teams Gefahrenabwehr/Kommunales Krisenmanagement für die zuständige Kommune vertreten und hat so die Verbindung des Stabes zur zuständigen Behörde realisiert.
Dadurch konnten jederzeit spontan weitere aktuelle Übungsannahmen eingekippt werden. Zusätzlich eingebunden war die Fernmeldezentrale der Region Hannover in der Innenstadt von Hannover, um die Kommunikation zum übergeordneten Stab der Region darzustellen. Nach der Begrüßung, den Belehrungen und der ersten Lage wurden die Handfunkgeräte ausgegeben und die Übung begann im BOS-Digitalfunk im TMO wie üblich.
Jetzt die Besonderheit: Im Verlauf der Übung wurde die Übungsannahme ausgegeben, dass aus technischen Gründen der BOS-Funk in Kürze ausfallen wird! Was nun?
Gar kein Problem: Die eingesetzten ELW sind standardmäßig mit 2m/70cm Amateurfunktechnik ausgestattet und alle Stellen waren mit doppelt qualifiziertem Personal ausgestattet! Es wurde also einfach wie folgt geschwenkt: Die ELW wechselten mit den MTW auf ein nomadisch zu nutzendes 70cm-AFU-Relais (MBS) und der S6 in Langenhagen mit seinem Fernmelder wechselte zur Kommunikation mit der Region in Hannover auf das örtliche 2m-AFU-Relais DB0WD. Der Funkverkehr lief also mit demselben Personal aus FFW, ASB, JUH und DLRG und einigen ungebundenen Funkamateuren auf den MTW einfach weiter - nur eben unter anderen Rufzeichen und mit anderem Buchstabieralphabet. Zusätzlich wurden im Stab die APRS-Positionen der eingesetzten Kräfte per Beamer an die Wand geworfen und eine Fernschreibverbindung per NPR und Hamnet zur Region in Hannover genutzt, um Informationen parallel zum Sprechfunkverkehr zu übermitteln.
Die Verbindung der Fernmeldezentrale in Langenhagen zum ersten ELW in der Nähe lief über AREDN für die IP-Telefonie - nur um die Möglichkeiten aus dem AFU-Katalog umfassend zu demonstrieren. Dazu passt auch, dass aus der Region heraus im weiteren Verlauf diverse Alarmnachrichten und Informationen auf die mitgeführten Pager (DME) per DAPNET eingestreut wurden. Fazit: Technisch hat das alles super geklappt! Die Mischung aus verschiedenen BOS-Truppen und ungebundenen Funkamateuren - die in dieser Kombination noch nie miteinander geübt hatten - hat anfangs natürlich zu einigen Ruckeleien geführt, die sich aber sehr schnell abgebaut haben. Spätestens mit dem Wechsel auf den Amateurfunk lief dann bis Übungsende alles glatt. In der Nachbesprechung war überwiegend von viel Spaß die Rede, von neuen Erkenntnissen und erstaunlich wenig Verbesserungsbedarf.
Der Wunsch nach regelmäßigen Wiederholungen wurde vielfach genannt. Eingesetzt in Langenhagen waren insgesamt 13 Funkamateure mit BOS-Digitalfunkausbildung - zum großen Teil ohne Zugehörigkeit zu einer BOS. Die Fernmeldezentrale der Region (DA0RH) war mit Mitarbeitern der Region (mit Rufzeichen!) und zusätzlich mit unterstützenden Funkamateuren - insgesamt 6 Personen - besetzt und hat die ständig vorhandene Amateurfunktechnik inkl. Antennenanlage für UKW/KW und Hamnet eingesetzt. Unter Beobachtung der Presse und der Stadt Langenhagen hat die Veranstaltung jedenfalls für einige erstaunte Blicke und aufgestellte Ohren gesorgt. Wir sind auf die Nachbesprechung in den kommenden Wochen und die weiteren Entwicklungen sehr gespannt.